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Wie Anfänger Aktienkennzahlen richtig bewerten und häufige Fehler vermeiden

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Anke Dembowski

Autorin

22. Februar 2024

Aktien-Selektion ist eine Kunst. Wir zeigen, welche Faktoren Börsianer betrachten, um „gute“ Aktien auszuwählen.

Inhalt:

Aktien richtig bewerten: Eine kurze Übersicht

Wähle eine zukunftsträchtige Branche und erfolgsversprechende Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell.

Prüfe, ob die Dividenrendite hoch ist und das KGV unter 12 liegt. Schwankt die Aktie möglichst wenig? Liegt sie im Trend und steigt?

Beobachte deine Favoriten eine Weile, um ihre Entwicklung unter die Lupe zu nehmen. Bevor du zuschlägst, checkst du die Kennzahlen am besten erneut.

Kaufe niemals Aktien, ohne dir die Daten angesehen zu haben – auch wenn du einen „heißen“ Tipp bekommen hast!

Leider gibt es keinen allgemeingültigen Faktoren, die auf bald steigende Aktienkurse hinweisen. Sonst wäre es ja leicht: Man würde einfach diese Faktoren anwenden und hätte ein Aktienportfolio mit Anstiegsgarantie!

An der Börse trifft jeder Entscheidungen unter Unsicherheit. Aber immerhin, es gibt einige Daten und Faktoren, die Hinweise auf künftig steigende Kurse sein können. Aber eben nur können und nicht müssen, denn an der Börse kann es immer auch anders kommen als erwartet – wie im richtigen Leben!

2 Methoden zur Aktienbewertung: So unterscheiden sich Fundamental- und Chartanalyse

Portfoliomanagerinnen und Investorinnen wenden verschiedene Methoden an, um Aktien zu bewerten. Dabei gibt es zwei generelle Vorgehensweisen:

Fundamentalanalyse von Aktienkennzahlen
Manche betrachten fundamentale Kennzahlen, die aus der Bilanz hervorgehen. Sie denken, dass es sich über kurz oder lang in den Bilanzen niederschlagen wird, wenn ein Unternehmen erfolgreich im Markt agiert. Dann wird es mehr Umsätze generieren, mehr Gewinne ausweisen und kann auch höhere Dividenden zahlen. Sie betrachten also Kennzahlen, die auf Umsätzen, Gewinnen und Dividenden basieren und wählen so ihre Favoriten aus.

Fundamental-AnalystInnen gehen der Frage nach: Ist das Unternehmen günstig bewertet? Sie nehmen also Aktienbewertungen vor und suchen nach dem sogenannten „inneren Wert“ der Aktie. Mehr dazu weiter unten im Abschnitt über Aktienkennzahlen.

Aktienbewertung lässt sich lernen. Mit etwas Übung hast du schnell im Gefühl, welche Aktien-Kennzahl „gut“ ist und ab welchem Wert du eher vorsichtig sein solltest. Feste Grenzen wie „ab diesem Wert ist eine Aktie zu teuer“ gibt es bei der Aktienanalyse nicht. Es ist vielmehr das Zusammenspiel mehrerer Kennzahlen.

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Aktienkennzahlen findest du zum Beispiel bei Brokern wie:

  • Consorsbank
  • Smartbroker
  • Onvista
  • Comdirect
  • Augsburger Aktienbank
  • Flatex
  • ING
  • S-Broker
  • Trade Republic
  • Scalable Capital

Suchst du dort nach den Kennzahlen, die dich interessieren, und vergleichst die Daten mit denen ähnlich ausgerichteter Unternehmen. So kannst du bewerten, was die „besten“ Aktien für dich sind.

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Chartanalyse (technische Analyse)

Andere Börsianer betrachten Kurs-Charts, also Grafiken. Sie argumentieren, dass die Gesamtheit der Börsenteilnehmer Angebot und Nachfrage beeinflusst, was letztlich die Kurse bestimmt.

In den Kursen spiegeln sich die gesammelten Informationen wider, die der Markt zur Verfügung hat. Entsprechend kann man ihrer Meinung nach aus den Mustern der Kursentwicklung die Stimmung der Börsenteilnehmer hinsichtlich einer Firma ablesen. Das würde die künftigen Kurse beeinflussen. Unternehmen, deren Kurse stark schwanken („volatile Titel“) sorgen bei InvestorInnen für ein stärkeres Wechselbad der Gefühle als Unternehmen, die wie eine Dampflock über viele Jahre leicht aber beständig nach oben steigen. Die Volatilität wäre beispielsweise ein „technischer Faktor“.

Auch die Kurs-Grafiken oder „Charts“ zu Aktien, Fonds und ETFs findest du bei den oben genannten Online- oder Discount-Brokern. Bei den meisten dieser Portale kannst du die Betrachtungszeiträume verschieben. Sieh dir ruhig einen kürzeren Zeitraum (ca. 1 Monat), einen mittleren (ca. 3 Jahre) und einen längeren Zeitraum (5 oder sogar 10 Jahre) an!

Das Bild sieht jeweils sehr unterschiedlich aus. So siehst du, was in der längeren Vergangenheit los war und wie sich der Kurs in den vergangenen Tagen entwickelt hat. Wenn es auffällige Ausschläge nach oben oder unten gibt, kannst du nach dem Grund dafür suchen. So sammelst du noch mehr Informationen über dein Unternehmen.


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Welche Kennzahlen sind beim Aktienkauf am wichtigsten?

Natürlich wirst du das Unternehmen, deren Aktie du in die engere Auswahl nimmst, genau betrachten und bewerten. In welcher Branche ist es tätig? Welche Produkte oder Dienstleistungen bietet es an? Wie lautet das Geschäftsmodell? Nur wenn du all das für aussichtsreich erachtest, wirst du tiefer in die Bewertung einsteigen.

Welche Faktoren oder Kennzahlen du dann beim Aktienkauf genau unter die Lupe nehmen möchtest, ist von Anlegerin zu Anlegerin unterschiedlich. Damit du nicht verzweifelst angesichts der enormen Datenflut: Du wirst nicht alle Daten ansehen können, denn dazu benötigt man professionelle Datenbanken, die teuer sind. Noch nicht einmal sie enthalten „alles“.

Wir wollen ja auch mit der Analyse fertig werden, daher wird man sich auf die wichtigsten Kennziffern beschränken müssen. Und letztlich triffst du bei Aktien-Investitionen immer Entscheidungen unter Unsicherheit, egal welche Faktoren du betrachtest.

Unter Börsianern haben sich die folgenden wichtigen Indikatoren für Aktien herausgebildet.

Dividendenrendite (fundamentale Kennzahl)

Sie misst, wie hoch die Dividende relativ zum Kurs ist. Je höher die Dividendenrendite, desto attraktiver das Unternehmen. Die höchsten erwarteten Dividendenrenditen haben im DAX-Index, der die 40 größten deutschen börsengehandelten Unternehmen repräsentiert, aktuell die Mercedes-Benz-Aktie mit 7,72 % und Volkswagen Vz. mit 7,57 % (Februar 2024).

Achtung: Die Dividendenrendite kann von der diesjährigen Dividende oder von der für die Folgejahre erwarteten Dividende berechnet werden! Schau dir beides an!

Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV (Price-Earnings-Ratio, PER) 

Das KGV zeigt, wie das Verhältnis zwischen dem Gewinn, den das Unternehmen erzielt, im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs ist. Je niedriger die KGV-Bewertung ist, desto attraktiver die Aktie. Das KGV gibt nämlich an, das Wievielfache des Jahresgewinns einer Aktie du aktuell an der Börse zahlen musst.

Was ist ein gutes KGV bei einer Aktie?

Ein günstiges KGV liegt etwa unter 12, ein hohes liegt vielleicht bei 25. Eine Aktie, die gerade „in“ ist, kann aber auch ein deutlich höheres KGV aufweisen. Hier wäre zu überlegen, ob das Unternehmen ein gutes Wachstum verspricht. Bei steigenden Gewinnen wächst nämlich die Bewertung über die Zeit wieder in die übliche KGV-Bandbreite hinein (wenn der Kurs so bleibt und die Gewinne ansteigen). Bei einem Unternehmen, das ein hohes KGV, aber keine Gewinnaussichten (mehr) hat, gilt es vorsichtig zu sein. Es ist womöglich schon zu hoch bewertet.


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250-Tages-Vola (technische Kennzahl)

Die Schwankungen einer Aktie ist die „Volatilität“. Die 250-Tages-Vola gibt an, wie stark eine Aktie in den vergangenen 250 Tagen geschwankt hat. Aktien mit niedriger Volatilität sind für die meisten von uns besser als solche mit hoher. Daher ist eine Aktie mit niedriger Volatilitätskennziffer besser als eine mit einer hohen.

Wenn dir die mathematische Zahl „Volatilität“ nicht viel sagt, betrachte einfach den graphischen Kursverlauf und vergleiche per Augenmaß, ob er stärker schwankt als der Kursverlauf anderer Aktien aus der gleichen Branche.

Wer allerdings traden will, hat mehr Chancen bei volatilen Aktien, denn hier kann man bei geschicktem Ein- und Ausstieg besonders niedrige Kauf- und besonders hohe Verkaufskurse erzielen. Allerdings musst du auch genau die richtigen Zeitpunkte erwischen, und das ist ehrlich gesagt eher Kunst als Wissenschaft. Timing ist und bleibt extrem schwierig an der Börse. Dauerhaft liegt hier keiner richtig.

Momentum 250 Tage (technische Kennzahl)

Das Momentum gibt an, wie eine Aktie aktuell im Trend liegt. „The trend is your friend“ lautet eine bekannte Börsenweisheit. Eine Aktie, die aktuell im Trend liegt, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin positiv entwickeln. Denn nach und nach werden immer mehr Anlegerinnen auf diese Aktie aufmerksam, investieren ebenfalls und sorgen so für weiter steigende Kurse.

Genau umgekehrt verhält es sich mit Aktien, die aktuell in Verruf sind: Die meisten AktionärInnen möchten sich dann über kurz oder lang von ihnen trennen. Wenn viele Anlegerinnen erst einmal eine längere Reihe fallender Kurse sehen, werden sie ebenfalls unsicher und verkaufen auch. Das führt zu weiter sinkenden Kursen.

Wenn du den Kursverlauf betrachtest, achte also darauf, ob er in letzter Zeit nach oben zeigt. Lies dann nach, warum die Aktie so begehrt ist. Das gibt dir ein noch besseres Bild. Mach dann den Trend zu deinem Freund, sprich: Setz auf einen Trend, den du möglichst schon zu Beginn ausmachst!

Wie bewerte ich Aktien richtig? Weitere wichtige Kennzahlen

Du kennst nun die vier wichtigsten Indikatoren. Aber viele Aktien-Investorinnen betrachten andere oder weitere Kennzahlen.

Übersicht:

Welche Kennzahlen du am Ende beachten möchtest, legst du selbst fest. Aber mit den ersten vier genannten Kennzahlen, die wir hier näher erklärt haben, hast du die wichtigsten Faktoren im Blick. Sie gelten bei vielen als die wichtigsten Kennzahlen zur Aktienbewertung für AnfängerInnen.

Vermeide diese typischen Anfängerfehler!

Der häufigste Anfängerfehler ist, dass man sich in eine Aktie, in deren Analyse man besonders viel Arbeit gesteckt hat, sozusagen „verliebt“. Nach dem Motto: Nun habe ich mir so viel Mühe gemacht, nun muss ich die Aktie auch kaufen!

Besser ist es in einer solchen Situation, die Aktie zu beobachten und erst dann zuzuschlagen, wenn der Kurs gefallen ist. Aber Obacht: Bevor du wirklich kaufst, musst du dir die Kennzahlen noch einmal ansehen und beurteilen, ob das Unternehmen immer noch erfolgsversprechend ist und die Aktie unter den neuen Bedingungen günstig bewertet wird. Wenn du beides mit „ja“ beantwortest, kannst du kaufen!

Damit du den Überblick nicht verlierst, legst du dir am besten eine „Watchlist“ mit denjenigen Aktien an, die du beobachten möchtest.

Aktien kaufen, ohne sie selbst zu bewerten

Ein weiterer Anfängerfehler ist, sich von der Meinung anderer anstecken zu lassen. Jemand erzählt dir von einem „bombensicheren“ Tipp oder brüstet sich damit, dass er mit einer Aktie hervorragende Gewinne gemacht hat. Oder du hörst, dass eine Aktie kurz davor steht, „abzuschmieren“. Selbst ist die Frau: Du hast das Rüstzeug, um nachzusehen, wie die für dich wichtigen Kennzahlen aussehen. Erst checken, dann handeln, lautet die Devise an der Börse!

Und eins noch: „Geheime Information“, die nur dein Gesprächspartner hat, darf es an der Börse nicht geben, denn das wäre Insider-Information. Die ist verboten. Wenn die Information deines Gesprächspartners wahr ist, kannst du sie leicht prüfen, indem du die passenden Suchbegriffe in eine Suchmaschine eingibst.


Einfach die Börsenstrategien anderer kopieren?
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herMoney Tipp

Die wichtigsten Informationen sind, was das Unternehmen macht, ob das Geschäftsmodell zukunftsträchtig ist und ob du dem Unternehmen Erfolg zutraust. Wenn du darüber hinaus noch die ersten vier Faktoren betrachtest, die in diesem Artikel genannt sind, bekommst du schon ein ziemlich gutes Bild und kannst mit realistischem Aufwand erfolgreiche Aktien selektieren. Wenn du dann noch breit streust und nicht alles auf eine Karte setzt, hast du gute Chancen.

Zum Weiterlesen: Wie du ein breit gestreutes Weltportfolio aufbaust und Risiken für Geldverlust minimierst.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

Dieser Artikel wurde ursprünglich von Anke Dembowski am 04.08.2020 verfasst und zuletzt am 22.02.2024 von Alexa Wiechmann aktualisiert.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".