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Checke jedes Jahr deine ETFs! So funktioniert Rebalancing

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Anke Dembowski

Autorin

25. November 2024

Wieso du regelmäßig prüfen solltest, ob dein Depot noch zu deinem Risikoprofil passt. So geht Rebalancing.

Inhalt

Rebalancing deines Depots: Das Wichtigste in Kürze

Bei der Depoteröffnung ist es sinnvoll, sich eine Strategie zurechtzulegen, die die eigene Risikobereitschaft widerspiegelt. Wie viel Prozent deines Vermögens sollen etwa in ETFs oder Fonds fließen, wie viel in Anleihen?

Durch die Schwankungen der Börse kann es sein, dass bestimmte Anlageklassen nach einer gewissen Zeit ein größeres Gewicht haben als ursprünglich geplant. Damit steigt das Klumpenrisiko.

Deshalb ist es sinnvoll, diese Verschiebungen einmal im Jahr zu bereinigen und das Depot entsprechend umzuschichten. Am Ende hast du die ursprüngliche Depot-Struktur wiederhergestellt.

Frau kennt das: Sie lässt sich beraten oder will sich belesen und dann werden ihr wohlklingende, aber eben doch fremde Worte um die Ohren gehauen. Rebalancing ist so ein Wort. Was aber meint Rebalancing genau, wenn es um das eigene Portfolio geht? Das Depot wieder in die Balance zu bringen, was Rebalancing frei übersetzt heißt, hilft dir, Risiko zu minimieren, wie wir dir in diesem Ratgeber erklären. Manche sprechen übrigens auch von „Reallokation“, also der Neuzuweisung oder Umstrukturierung des Depots.

Was ist Rebalancing und wieso ist es wichtig?

Die wichtigste Entscheidung bei der Geldanlage ist die grobe Aufteilung deines Wertpapierdepots in die unterschiedlichen Anlageklassen. Dazu zählen etwa Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Cash. Hier spricht man von der Asset Allocation. Sie bestimmt in allererster Linie, wie sich dein Depot entwickelt. Zumindest viel mehr, als innerhalb der europäischen Aktienfonds genau den „besten“ Fonds auszuwählen oder immer den vermeintlich perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden.

Portfolio Rebalancing meint nun einerseits das Verhältnis dieser Anlageklassen zueinander sowie ihre Performance. Und andererseits das Verhältnis der Märkte oder Branchen innerhalb der jeweiligen Anlageklassen.

Vielleicht sind über die Jahre hinweg Aktien aus den USA besser als asiatische Aktien gelaufen – und dein Anteil im Depot ist deutlich gestiegen. Oder aber Technologiewerte haben stärker zugelegt als Rohstoffe. Oder Aktien aus Schwellenländern haben sich besser entwickelt als Aktien aus Industrieländern. Wenn du solche speziell ausgerichteten ETFs in deinem Depot hast, kannst du durch Teilverkäufe die ursprüngliche Depotaufteilung wieder herstellen, sprich: Rebalancing betreiben.

Auch wenn du verschiedene ETF-Sparpläne hast, solltest du das Rebalancing nicht vergessen. Die Sparpläne wirst du womöglich eher in Aktien-ETFs und in spezielle Themen-ETFs fließen lassen, weil dann der Cost-Average-Effekt wirkt. Dann ist es gut, gelegentlich die gewollte Grob-Struktur deines Depots wieder herzustellen.

Achtest du nicht auf die Gewichtung, kann es sein, dass sich schleichend ein Klumpenrisiko bildet. Das bedeutet, dass sich dein Portfolio mit der Zeit und Wertentwicklung auf bestimmte Wertpapiere, Branchen oder Regionen konzentriert – mit der Folge, dass dortige Kursschwankungen dein Vermögen stärker treffen. Kurzum: Dein Portfolio kann ohne Rebalancing risikoreicher werden.

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So funktioniert Portfolio Rebalancing

Gehen wir davon aus, du hättest dich dafür entschieden, 50 Prozent deines Kapitals in Aktien und 50 Prozent in konservative Anleihen zu investieren. Du hättest dein Kapital dann auf entsprechende ETFs oder konventionelle Fonds aufgeteilt. Die Märkte tun nun das, was sie immer tun: Sie laufen – nach oben, nach unten oder einfach nur seitwärts. Nach einem Jahr ist das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen nicht mehr wie unmittelbar nach dem Kauf der Papiere.

Nehmen wir an, die Anleihen haben sich nicht von der Stelle bewegt und die Aktien haben um 20 Prozent zugelegt. Dann hat der Anteil der Aktien im Depot entsprechend zugenommen, der Anteil der Anleihen dagegen ist gesunken. Pi mal Daumen ist das Verhältnis nun 55 zu 45. Die Anlagerisiken in deinem Depot sind also gestiegen, denn du hast – ohne aktiv etwas zu tun – deinen Aktienanteil erhöht! Um die ursprüngliche Balance, deine Allokation, wieder herzustellen, müsstest du von deinem Aktien-ETFs 5 Prozent des Depotwertes verkaufen und 5 Prozent des Depotwertes in Anleihen-ETFs investieren.

Auch interessant: Sind das die besten ETFs für die Zukunft?

Rebalancing-Rechner helfen dir

Bei mehr Wertpapieren kann die Sache ziemlich unübersichtlich werden. Dann ist es sinnvoll, einen der Rebalancing-Rechner zu Hilfe zu nehmen, von denen es einige im Internet gibt. Zum Beispiel hier. Sie zeigen dir an, welche Papiere gekauft und welche verkauft werden müssen, um die ursprüngliche Depotaufteilung wieder herzustellen.

Und keine Angst: Du brauchst keine exakte Punktlandung hinzubekommen! Bring nur einfach regelmäßig dein Depot in etwa wieder in die gewünschte Balance. Auf die letzte Kommastelle brauchst du dabei nicht zu achten – am nächsten Börsentag verändert sich dein Depot ohnehin schon wieder.

Rechenbeispiel: Wie du beim Rebalancing vorgehst

Das Beispiel oben war sehr einfach gewählt. Lass uns ein realistischeres nehmen: Du hast Dir vielleicht folgende Depotstruktur als die für dich passende überlegt und entsprechend investiert:

  • 50% internationale Aktien
  • 20% Aktien Schwellenländer
  • 5% Gold-ETP
  • 25% Sicherheitsbausteine (Cash, Festgeld…)

Nach einem Jahr machst du einen Depot-Check und siehst, dass die Börsen-Bewegungen deine Depot-Struktur verändert haben. Dein Depot jetzt folgende Gewichtung:

  • 55% internationale Aktien
  • 25% Aktien Schwellenländer
  • 4% Gold-ETP
  • 16% Sicherheitsbausteine

Wenn sich an deiner Risikoeinstellung und deiner allgemeinen Situation nicht viel geändert hat, möchtest du vermutlich wieder die ursprüngliche Depot-Gewichtung herstellen. In dem Fall zählst du die Summe deines Depots zusammen und rechnest aus, auf welchen Betrag du die einzelnen Positionen aufstocken oder verkaufen musst. Die nachfolgende Übersicht zeigt dir, wie das Rebalancing aussehen könnte.

Anleitung fürs Rebalancing

So viel Prozent sind es vor dem Depot-Check So hoch ist der Wert in Euro So viel Prozent soll es nach dem Rebalancing sein So hoch soll der Wert nach dem Rebalancing sein Das tust du beim Rebalancing
internationale Aktien 55% 11.000 € 50% 10.000 € Anteile für 1.000 € verkaufen
Aktien Schwellenländer 25% 5.000 € 20% 4.000 € Anteile für 1.000 € verkaufen.
Gold-ETP 4% 800 € 5% 1.000 € Anteile für 200 € zukaufen oder nichts tun, weil die Order-Summe sehr gering ist.
Sicherheitsbausteine 16% 3.200 € 25% 5.000 € Entweder erhöht sich dein Cash-Konto durch die Verkäufe automatisch oder du stockst deine Sicherheitsbausteine entsprechend auf.
Summe 100% 20.000 € 100% 20.000 €

ETFs, Anleihen & Co.: Was bringt Rebalancing noch?

Du erledigst durch das Rebalancing zudem eine Sache, die gar nicht schlecht ist: Du realisierst Gewinne mit den Papieren, die besonders gut gelaufen sind. Im Fachjargon: Du nimmst Gewinne mit! Denn beim Rebalancing trennst du dich von einem Teil der Gewinner-Aktien, womit ihr Anteil wieder auf den ursprünglichen Anteil reduziert wird.

Außerdem kaufst du diejenigen Papiere oder Märkte nach, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind und die sich folglich schlechter als die anderen Papiere entwickelt haben. Wenn sich an deiner ursprünglichen Überlegung und Einschätzung nichts geändert hat, bieten sie jetzt womöglich ein besonders gutes Potenzial.

Dort stockst du also auf, um die ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen. Klingt absurd – Gewinner zu verkaufen und „Verlierer“ ins Depot zu nehmen. Aber: So erhältst du nicht nur deine Asset Allocation, du investierst auch „antizyklisch“, was an der Börse ein geschicktes Verhalten ist.

FondsmanagerInnen vermögensverwaltender Fonds – manche sprechen auch von „Mischfonds“ oder„Asset-Allocation-Fonds“ – wenden von sich aus Rebalancing an. Wenn du dein Geld durch einen menschlichen Vermögensverwalter oder einen Robo-Advisor betreuen lässt, frag ruhig mal nach dem Rebalancing-System! Wie oft wird es angewandt? Und wie gehen die ExpertInnen vor?

Wie oft Rebalancing? Das richtige Rebalancing-Intervall

Eine Frage ist noch zu klären: Wie oft sollte Portfolio-Rebalancing stattfinden? Welches Rebalancing-Intervall ist ideal für ETFs oder andere Wertpapiere? Es gibt viele Forschungsarbeiten darüber und die Ergebnisse sind unterschiedlich. Manche raten, das Depot einmal jährlich zu rebalancen, andere empfehlen, einmal die Woche umzuschichten. Ein anderer Tipp ist, bei bestimmten prozentualen Abweichungen von der gewünschten Asset Allocation zu rebalancen.

Wöchentliches Portfolio Rebalancing ist eine umständliche Sache und wir wollen noch anderes tun, als uns nur um unser Wertpapierdepot zu kümmern. Derart häufige Umschichtungen haben außerdem hohe Transaktionskosten zur Folge. Von anfallenden Steuern gar nicht zu sprechen! Ob sie dann den kleinen Vorteil wettmachen, den ein besonders häufiges Umschichten vielleicht bietet (oder auch nicht), ist die Frage. Du möchtest schließlich nicht jeder winzigen Marktbewegung hinterher springen, die sich in der nächsten Woche womöglich wieder umkehrt. Das wäre auch nicht sinnvoll.

Praktikabel ist es daher, einmal im Jahr ein Rebalancing vorzunehmen. Nutz doch einfach das nächste Wochenende oder die freien Tage um den Jahreswechsel dazu! Gerade der Jahreswechsel bietet sich für einen Depot-Check an. Jetzt kannst du prüfen, ob du den Sparerfreibetrag ausgeschöpft hast oder ob es sonst steuerlich noch etwas zu optimieren gibt.

Bei längeren Intervallen besteht die Gefahr eines erhöhten Anlagerisikos, da die einzelnen Positionen mit der Zeit immer stärker aus dem Gleichgewicht geraten. Kürzere Abstände könnten hingegen dazu führen, dass sich die Performance sogar verringert, statt zu steigen, da du durch andauerndes Eingreifen von den stattfindenden Kurssteigerungen möglicherweise nicht ausreichend profitieren und sich durch das damit verbundene häufigere Handeln zudem deine Reibungskosten (Spreads, mögliche Ausgabeaufschläge, sonstige Handelskosten und Steuern) erhöhen.

Cash-Flow-Rebalancing: Was ist das? Und was bringt es?

Eine weitere Möglichkeit ist, einfach nur durch Nachkäufe die ursprünglich angedachte Portfolio-Aufteilung wiederherzustellen. Hier spricht man von „Cash-Flow-Rebalancing“. Der Vorteil dieser Art von Rebalancing ist: Es ist einfacher und dabei fallen keine besonderen Steuern an, denn es wird in dem Fall nur gekauft, aber nichts verkauft.

Aber um deine Verlustpositionen aufzufüllen, benötigst du frisches Geld. Vielleicht hast du auf einem vergessenen Sparbuch noch etwas, oder das Verrechnungskonto deines Depots weist durch Ausschüttungen aus deinem Portfolio einen schönen Bestand auf. Vielleicht schuldet dir sowieso noch jemand Geld, den du daran erinnern könntest, es zurückzuzahlen. Oder du erledigst deine Steuererklärung in der Hoffnung, eine Steuerrückzahlung zu erhalten. Es gibt viele Möglichkeiten, frisches Geld aufzutreiben, und Cash-Flow-Rebalancing ist sozusagen der Königsweg des Rebalancing.

Was kostet Rebalancing?

Wird Rebalancing besteuert? In gewisser Weise ja, denn beim Umschichten deiner ETFs verkaufst du Wertpapiere. Der damit realisierte Kursgewinn ist steuerpflichtig, wenn du den Sparerfreibetrag noch nicht ausgeschöpft hast; und zwar mit dem aktuellen Satz für Kapitalertragsteuer: 25% plus Soli-Zuschlag.

Ein Beispiel für die anfallenden Steuern lässt sich hier leider nicht aufführen, da die Steuern davon abhängen, wieviel Kursgewinne auf den einzelnen Wertpapierpositionen aufgelaufen sind. Fest steht: Mit jedem Verkauf, mit dem Du Gewinne realisierst, fallen Steuern an… auch wenn es im Zuge von Rebalancing stattfindet.

Aber nicht nur Steuern fallen an, sondern durch die Umschichtungen entstehen auch weitere Kosten: Je nachdem, bei welchem Broker du dein Depot führst und ob du aktive oder passive Fonds kaufst, fallen Handelskosten oder Ausgabeaufschläge an. Aus diesem Grund raten wir dazu, nicht zu oft ein Rebalancing vorzunehmen. Erstens macht es Arbeit und zweitens sollte der Nutzen die Nachteile (Kosten und Steuern) übersteigen.

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herMoney-Tipp

Überlass die Anlagerisiken nicht dem Zufall! Eine regelmäßige Überprüfung deines Portfolios sorgt dafür, dass du keine Risiken eingehst, die du nicht tragen kannst oder möchtest. Übrigens: Rebalancing ist für professionelle GeldmanagerInnen selbstverständlich. Wenn du dein Geld also in einen Asset-Allocation-Fonds investierst oder aber von Profis verwalten lässt, bleibt dein Vermögen in der Regel in der Struktur, die du einmal festgelegt hast.

Zum Weiterlesen: Wenn du schon dabei bist, dein Depot zu pflegen, könntest du dein Portfolio auch gleich erweitern. Neben dem Basis-ETF auf den MSCI World oder den FTSE All World gibt es viele weitere spannende Themen-ETFs. Zum Beispiel solche, die sich auf dividendenstarke Titel konzentrieren oder in erneuerbare Energien investieren.

Disclaimer: Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Kaufempfehlung dar.

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Anke Dembowski

Autorin

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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